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Als Freiberufler durch die Krise (2)

Als Freiberuflerin durch die Krise: Woche 2: 16. – 22.03.2020

Hier geht es ja um meine persönlichen Erfahrungen. Wer das nicht alles lesen will, sondern nur ein paar Informationen sucht, für den vorab hier eine Link Sammlung:

Corona und Steuern – IHK München

Direkter Download Formular „Steuererleichterungen aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus“ – Finanzamt München (nicht mehr aktuell)

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie – Informationen zur Soforthilfe

Ich habe bereits Informationen gesehen, dass weitere Bundesländer eine Soforthilfe für Unternehmen anbieten wollen (Hamburg, Thüringen…) – bitte einfach auf den Webseiten der jeweiligen Ministerien, der IHK und anderen Organisationen informieren.

Informationen der KSK zu Corona (Link zu allen Meldungen der KSK, Corona ist nicht mehr das aktuelle Thema)

Bundesministerium für Gesundheit

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Robert Koch Institut

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – Warnapp NINA – Die App NINA hilft mir, alle wichtigen Meldungen zu erhalten, auch wenn ich mal nicht einer aktuellen Pressekonferenz zuschauen kann. Ich habe mir außerdem auch eingerichtet, die Meldungen für andere Bundesländer, in denen Familie und Freunde leben, zu erhalten. Die Woche 2 ist fast beendet und ich berichte weiter von meinen Maßnahmen, als Freiberuflerin durch die Krise zu kommen. Teil 1 können Sie hier nachlesen.

Diesen Beitrag schreibe ich am Samstag, 21.03.. Wahrscheinlich wird es noch ein Update geben, da ich am Sonntag weitere relevante Informationen des Bundes und der Länder erwarte.

Mein Aufreger der Woche: Wohnungsbesichtigung

Am Samstag führte unsere Hausverwaltung eine Wohnungsbesichtigung für eine der Wohnungen im Haus durch. Immerhin keine offene Besichtigung, aber: Insgesamt 6 Personen (3 Paare) plus der Makler/Verwalter zur gleichen Zeit. Zuerst zwei. Während sie in der Wohnung waren, kamen die nächsten vier. Damit sie nicht im Kalten warten müssen, wurde ihnen angeboten, ins Haus zu kommen. Ob einzeln oder zusammen, wurde ihnen freigestellt. Alle vier waren sich einig: zusammen, uns macht das nichts aus. Dann standen sie mindestens 10 Minuten oder längern zusammen und unterhielten sich.

Nach der Besichtigung standen sie vor dem Haus, wiederum zu viert und unterhielten sich. Kein Abstand von 2 Metern. Außerdem wurde klar, dass bei keinem eine Dringlichkeit für eine neue Wohnung vorliegt. Sie schauen und wenn was interessantes reinkommt, schauen sie es sich an. Eine von ihnen tritt in 3 Wochen eine Stelle als Kindergärtnerin an. Ohne Worte.

Auf die Frage hin „Ah, ihr seid ja noch da“ hieß es „Ja, wir wollten uns noch unterhalten“. Dann eine Aussage „oh, wenn uns jetzt einer auf der Straße sieht“. Gemeinsames Lachen.  !!!???

Mindestens der Makler/Verwalter hatte heute 6 Personen um sich. Ob es ein Makler oder der Verwalter war, kann ich übrigens nicht sagen. Denn ich habe während der ca. 45 Minuten „Gruppe im/vorm Haus“ nicht meine Wohnung verlassen.

Dienstag

Ein nervenaufreibender Tag. Denn es geht noch immer darum, ob ein Familienmitglied aus dem Urlaub zurückkommt. Geht der Flug? Kommt sie überhaupt zum Flughafen? Wie sind die Zustände dort?

Ich kürze es ab: Sie ist nach Hause gekommen. Von den Zuständen am Flughafen, und die gab es wirklich, berichte ich nicht. Denn: das ist vergangen. Das einzige was zählt ist: sie ist zuhause.

Der Dienstag ist fast ein normaler Arbeitstag.

Mittwoch

Ich versende Anträge…

Finanzamt

Das Finanzamt München hat bereits ein Formular für den Antrag auf Anpassung der Einkommssteuer-Vorauszahlungen auf der Webseite. Ich fülle das Formular aus, finde jedoch keine Infos, ob ich es per E-Mail senden kann. Also ausdrucken und per Post senden. Plötzlich denke ich, was ist, wenn die Post nicht mehr liefert. Was ist, wenn das Schreiben untergeht? Also schnell nach einer Online Variante gesucht und gefunden: MeinElster. Auch dort kann der Antrag gestellt werden und direkt über das Tool gesendet werden. MeinElster ist umständlich, aber ich habe mich da durchgeklickt, in der Hoffnung, dass mein Antrag so sicher ankommt und bearbeitet werden kann.

Nach meinen Informationen sollte es diese Formulare mittlerweile in allen Bundesländern geben. Wer einen Steuerberater hat, einfach bei dem nachfragen. Oder eben mal auf die Webseite des eigenen Finanzamtes gehen.

Ich habe übrigens nicht darum geben, keine Vorauszahlungen mehr leisten zu müssen. Mir geht es nur um eine Anpassung, basierend auf dem von mir kalkulierten zu versteuerndem Einkommen in 2020.

Krankenkasse

Ich bin freiwillig gesetzlich versichert. Also Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung. Die sind grundsätzlich auf Freiberufler nicht eingestellt und es ist immer kompliziert, in deren festgelegter Bürokratie einen Weg für mich als Freiberufler zu finden. Ich habe einfach eine E-Mail geschrieben, dazu ein Einkommens-Formular aus 2019 verwendet und das für 2020 kalkulierte Einkommen eingetragen. Sehen wir mal, was passiert.

Kosten reduzieren

Ich arbeite weiter daran, meine Kosten zu reduzieren.

Donnerstag

Ich habe zwei neue Projektanfragen. Ob daraus am Ende etwas wird, muss sich zeigen. Ich arbeite daran, Onlinekonzepte zu erstellen und eine Chance auf diese Aufträge zu erhalten. Ich sehe, dass es immer mehr Angebote für kostenfreie Webinare und Online Unterstützung gibt. Ich bewundere das sehr. Selbst kann ich aber aktuell so etwas nicht anbieten. Meine Prioritäten sind im Moment folgende (genau in dieser Reihenfolge): Ich selbst, Familie, Freunde, Business. Der Esel nennt sich zuerst? Nein. Wenn ich nicht gesund bleibe, dann kann ich andere nicht unterstützen. Wenn ich meine finanzielle Basis nicht sichere, kann ich im Zweifel auch andere nicht finanziell unterstützen.

Wenn ich meine Absicherung geregelt habe, meine aktuellen Projekte bearbeitet habe, mich um Familie, Freunde (dazu zählen auch Nachbarn, die Unterstützung brauchen) gekümmert habe… und dann noch Zeit bleibt, dann kann ich darüber nachdenken, was ich als Unterstützung anbieten kann.

Freitag

Ich bin zur Betreuung meines Neffen in deren Wohnung. Zwischendrin die Nachricht: Pressekonferenz, verschärfte Maßnahmen in Bayern – Ausgangsbeschränkungen werden verstärkt.

Letzte Woche war da Motto „Lieber eine schnelle Entscheidung treffen, die eventuell übereilt ist, als keine Entscheidung treffen, die notwendig gewesen wäre“.

Jetzt gibt es ein neues Motto: Stelle dich jeden Tag wieder neu auf die Situation ein.

Erst am Abend, als ich wieder zuhause bin, komme ich dazu, mir die Pressekonferenz und weitere Meldungen anzusehen. Ich bewerte neu.

Baumarkt, Gastronomie, Friseur geschlossen: Die hätte ich eh alle nicht mehr aufgesucht. (Natürlich bange ich mit deren Inhabern um ihre Existenz.)

Einkaufen weiterhin möglich: Gut, das muss sein. Die Versorgung / Nachlieferung funktioniert in München noch nicht. Ich hoffe, das wird bald gelöst. Dann gäbe es sicherlich auch weniger Panik und Hamsterkäufe. Ich bin dankbar für jeden einzelnen, der sich um Lieferungen und Verkauf kümmert.

Nur raus, wenn nötig: Ich bleibe dabei, einmal am Tag einen Spaziergang zu machen. Bewegung, frische Luft und das „Gefühl von Freiheit“ müssen sein. Abstand habe ich schon vorher gehalten, Ansammlungen vermieden.

Wir sind jetzt unsicher, ob ich nächste Woche noch die Betreuung meines Neffen übernehmen kann. Wir warten den Sonntag ab und entscheiden dann.

Samstag

Ein Arbeitstag. Denn in der Woche habe ich nicht alles geschafft, da ich zwei Tage private Unterstützung geleistet habe. Also heute Buchhaltung und Projektarbeit. Und Terminplanung.

Ich brauche Struktur. Es fällt mir manchmal schwer, mich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Alles was zu tun ist, steht nun im Kalender. Jede Aufgabe wird nach und nach abgearbeitet. Termine setze ich so, dass ich – wenn noch möglich – nächste Woche Donnerstag und Freitag die Kinderbetreuung übernehme.