Als Freiberuflerin durch die Krise – Woche 1 (09. – 15.03.2020)
Es beginnt.
- Ich fange an, mir Gedanken zu machen, ob die Veranstaltungen meiner Kunden stattfinden können.
- Und prompt erreicht mich die erste Absage. Alle Aktivitäten rund um die Veranstaltung sind zu stoppen.
- Jetzt mache ich mir Sorgen um mein Business. Denke aber, erst einmal abwarten, was noch passiert.
Ich habe zwei Vorteile:
- Ich bin mitten in einer Restrukturierung und arbeite seit Ende 2019 daran, mein Business anzupassen. Das kann mir jetzt helfen, da ein Fokus Digitales Marketing und Online Trainings sein sollten.
- Ich arbeite schon seit Jahren im HomeOffice und kommuniziere viel online.
Vorteil 1 ist gut. Aber es stellt mich jetzt vor Herausforderungen. Ich bin mitten im Rebranding. Dafür wolle ich mir Zeit lassen. Nun muss alles schnell gehen. Für die Webseite entscheide ich mich für eine Übergangslösung. Die Inhalte müssen da sein. Das Design kann auch später „hübsch“ gemacht werden.
Und ja: Ich investiere hier nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Auch wenn das bedeutet, dass die Rücklagen weniger werden. Ich zahle für die Übersetzung meiner Webseiten Texte ins Englische. Ich zahle für Grafikdesign für einen Flyer und für das neue Logo.
Mich erreicht die Meldung, dass Schulen und Kindergärten geschlossen werden.
- Jetzt heißt es, schnell Termine umplanen und Zeit freihalten, um in der Betreuung meines Neffen einzuspringen.
- Innerhalb von 2 Stunden entscheide ich, zwei Tage in der Woche zu schließen. Auch wenn das im Zweifel bedeutet, Projektarbeit am Wochenende zu erledigen.
- Außerdem will ich Kunden, die ihre Kinder zuhause betreuen, ermöglichen, Termine mit mir auch am frühen Morgen oder späten Abend umzusetzen.
- Dazu muss eine Mitteilung auf die Webseite und über Social Media kommuniziert werden.
Ich fange an, mir wirklich Sorgen um meine Aufträge zu machen.
- Ich arbeite am Samstag und Sonntag mit Hochdruck an meinen neuen Angeboten, d.h. meine Trainings auch als offene Online Trainings anzubieten.
- Ich erstelle eine kurze Übersicht zu meinen Services. Daraus auf die Schnelle einen Flyer zu machen, dabei unterstützt eine Kollegin (die ich bezahle!).
- Ich nehme meine Umsatzplanung (ja, die habe ich seit Jahren um einen Überblick über meine Einkünfte zu haben) und passe sie an:
- Welche Aufträge könnten wegfallen?
- Wie sieht meine Liquidität aus, wenn diese wegfallen?
- Wie lange kann ich mein Business halten, wenn ich alle Rücklagen nutze?
Eines können Sie mir glauben: An meine Rücklagen zu gehen, gefällt mir gar nicht. Denn die sind erstens für die Zeiten, in denen ich wegen Krankheit nicht arbeiten kann, und zweitens zum Teil für die Realisierung eines Traums: den Kauf eines Hauses in 2020.
Dieses erste Wochenende ist eine mentale Herausforderung!
Die Liquiditätsplanung haut mich um. Nach 3 Monaten rote Zahlen. Ich bekomme echte Existenzangst.
Miete, Krankenversicherung und Altersvorsorge allein sind bei mir schon über 2000 € im Monat. Wie soll das gehen?
Ich recherchiere zu möglicher staatlicher Unterstützung. Kann ich als Freiberufler überhaupt solche bekommen oder ist es „nur wieder für die Großen“?
Kredite: Schön und gut. Aber wie soll ich als Freiberufler je einen Kredit zurückzahlen, wenn das Business die nächsten Monate gleich null geht?
Finanzamt/Krankenversicherung: Das klingt nach einer guten Option. Es hilft nicht ausreichend, aber kann die Liquidität ein kleines bisschen besser machen.
- Ich werde in den nächsten Tagen mit dem Finanzamt sprechen, damit meine Einkommenssteuer-Vorauszahlungen reduziert werden.
- Außerdem will ich mit der Krankenkasse sprechen, damit mein Beitrag angepasst wird. Denn der beläuft sich aktuell auf den Höchstsatz.